Wie probiert man Wein richtig?
Tipps für die Verkostung
Sie sind zu einer Weinverkostung eingeladen – haben allerdings kaum Ahnung von edlen Tropfen? Und schon gar nicht, wie man diese am besten probieren sollte? Folgend die wichtigsten Informationen zur Weinprobe im Überblick
Wein verkosten – Die wichtigsten Schritte
1. Weinglas avinieren
Als erstes gießen Weinkenner einen kleinen Schluck Wein in das Glas und drehen dann den Inhalt. Der Wein kann dann in das nächste Glas geleert, oder aber weggeschüttet werden. Dadurch werden mögliche Rückstände, Staub und Gerüche aus dem Glas gewaschen.
2. Weniger als ein Viertel einschenken
Sollen mehrere Weine hintereinander verkostet werden, genügt es, weniger als ein Viertel des Weinglases zu füllen.
3. Temperatur
Der Wein sollte auf die passende Temperatur heruntergekühlt werden; je nach Rebsorte, Weingut, Jahrgang etc. empfiehlt sich für Weißwein eine Temperatur zwischen 8 und 10 Grad Celsius. Für den Rotwein sind Temperaturen um die 18 Grad Celsius passend.
4. Farbe
Der Wein befindet sich nun in Ihrem Glas. Begutachten Sie sie und halten sie das Glas im 45-Grad-Winkel, um die Kontinuität der Farbe zu erkennen. Halten Sie das Glas am besten vor einem weißen Hintergrund, z. B. einer weißen Serviette oder einem Blatt Papier, um die Farbe genau zu sehen.
Ist der Weißwein eher grünlich – also strohgelb – oder kräftig-golden? Junge Weißweine sind meist grünlicher und blass und etwas eigensinnig im Geschmack. Ein goldener weißer Wein ist entweder sehr reif – oder er wurde im Barrique-Fass ausgebaut. Auch wenn er in sehr warmen Regionen kultiviert wurde und die Beeren zum Zeitpunkt der Lese sehr viel Zucker enthalten, (z. B. beim Eiswein) könnte der Wein goldgelb sein. Bei Rotweinen verhält es sich genau umgekehrt: Im Alter lässt die Farbe von Rotweinen nach, weil sich die Farbstoffe am Boden absetzen. Dunkle Weine sind meist kräftiger und intensiver als hellere und stammen eher aus warmen Anbaugebieten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Glanz – vor allem beim Weißwein. Er weist auf eine Vitalität des Weines hin, der mit dem Säuregehalt in Verbindung steht. Funkelt der Weißwein, dann ist dies ein Zeichen für viel Säure. Ist der Weißwein matt, lässt dies auf einen vollreifen Wein schließen. Fehlt der Glanz komplett, dann hat der Weißwein seinen Zenit bereits überschritten.
5. Bouquet
Nun haben Sie Rückschlüsse aus dem Aussehen des Weines gezogen. Der nächste Schritt ist es, den Duft des Weines auf sich wirken zu lassen – das Bouquet oder Bukett zu bestimmen. Stecken Sie Ihre Nase ruhig ins Glas, um die vielen Aromen zu riechen. Schließen Sie die Augen: An welchen Duft erinnert Sie der Wein? Vielleicht an Zitrone? An grüne Äpfel? Oder an frischgemähtes Heu? Nutzen Sie Analogien von vertrauten Gerüchen, um den Wein zu beschreiben.
Einige Anregungen:
● fruchtig: Zitrusfrüchte, tropische Früchte, Beeren,
● pflanzlich: Gras, Heu, Wald
● würzig: Pfeffer, Zimt, Vanille
● blumig: Veilchen, Kamille, Rosen, Akazien
● rauchig: Tabak, Zeder, Eiche
● mineralisch: Erde, Feuerstein
● mikrobiologisch: Joghurt, Butter
● karamellisiert: Honig, Karamell, Schokolade
6. Der erste Schluck
Seien Sie nicht zögerlich – Profis nehmen einen großen ersten Schluck Wein, um die gesamten Geschmacksknospen zu benetzen. Spucken Sie den Wein anschließend aus oder trinken Sie ihn.
Dieser erste Eindruck soll zeigen, ob der Wein vollmundig, weich und rund ist – oder eher süß und lieblich. Anschließend sollte das Gleichgewicht zwischen Säure und Süße analysiert werden. Machen Sie sich zum Schluss noch Gedanken zum Tannincharakter. Nachdem Sie den Wein getrunken – oder ausgespuckt haben – können Sie auf die Länge des Abgangs achten: Wie lange wirkt der Wein nach? Spüren Sie nach Minuten noch Aromen im Gaumen? Fachleute sprechen hierbei von „Finale“ – und von einem kurzen oder langen Abgang.
7. Danach
Schwenken Sie den Wein im Glas, damit etwas Luft darankommt. Nehmen Sie nun wieder einen Schluck und „kauen“ Sie den Wein, um neue Aromen wahrzunehmen. Unter „Kauen“ verstehen Experten etwas Luft einzusaugen und den Wein im Mund zu schwenken.
So werden die Geschmacksnerven der Zunge stimuliert und der Wein reagiert mit dem Sauerstoff. Welche vergleichbaren Geschmäcker kommen Ihnen nun in den Sinn? Nehmen Sie Noten von Himbeeren und Kirschen wahr? Oder von Holunder und Äpfeln?
Den Großteil des Weingeschmacks nehmen wir übrigens retronasal wahr – also über die Duftstoffe, die über den Rachen zur Nase gelangen. Geschmackseindrücke sind subjektiv und individuell. Denken Sie daran: Es gibt kein richtig oder falsch. Schreiben Sie also einfach auf, was Sie schmecken.
Tipps
● Machen Sie sich während der Verkostung Notizen, um zum Schluss zu einem Gesamteindruck zu gelangen.
● Trinken Sie zwischendurch immer wieder stilles Wasser und essen sie etwas Gebäck, um die Geschmacksknospen zu „neutralisieren“.